Alles nach Plan? — Formgestaltung in der DDR
Ob Arbeitsmittel, Fahrzeuge oder Hausrat: Formgestaltung und Design sind in der DDR von den politischen Rahmenbedingungen der SED-Diktatur geprägt. Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs wollen viele Gestalter funktionale Gebrauchsgegenstände entwerfen, die einer schlichten Formsprache folgen. Das SED-Regime lehnt diese Traditionslinien des Bauhauses ab 1951 als „westlich-dekadent“ ab und fordert eine Orientierung an Volkskunst, realistischen Motiven sowie klassischen Stilen früherer Jahrhunderte.
1972 entsteht das „Amt für industrielle Formgestaltung“ (AiF), das als lenkendes und gelenktes Scharnier zwischen dem Staat und den Betrieben alle Aspekte der Formgestaltung in der DDR steuern und kontrollieren soll. Die Gestalter arbeiten im Spannungsfeld von eigenem Anspruch, politischer Einflussnahme und wirtschaftlichen Einschränkungen. Um das wirtschaftliche Überleben der DDR zu sichern, gewinnt die Exportsteigerung an Bedeutung, die Versorgung der DDR-Bevölkerung ist nachrangig. Gestaltete Produkte sind zwar begehrt, aber oft nur begrenzt verfügbar. Sie zu beschaffen oder zu ersetzen, erfordert Beziehungen und Kreativität.
Mit dem Ende der DDR 1990 wird die staatliche Kontrolle der Formgestaltung abgeschafft. Viele ostdeutsche Betriebe sind marode und halten dem Wettbewerb nicht stand. Auch die Designer müssen sich neu orientieren.