Hito Steyerl — The City of Broken Windows


Die Künstlerin Hito Steyerl (*1966, München) thematisiert in ihren Arbeiten häufig politische wie soziale Konflikte in einer globalisierten Welt und verschränkt diese mit lokalen Situationen, was ihren Werken eine besondere Mehrdimensionalität verleiht. Das gilt auch für The City of Broken Windows (Stadt der zerbrochenen Fenster), eine Installation, die Steyerl ursprünglich für ihre Ausstellung in Turin (Castello di Rivoli, 2019) konzipierte. Auf gegenübergestellten Monitoren laufen kurze Videos mit dokumentarischem Charakter, die jeweils unterschiedliche Perspektiven auf Fensterscheiben vorführen. Auf der einen Seite geht es um den visuellen und psychologischen Eindruck, den fehlende bzw. zerstörte Fenster hervorrufen. Auf einer weiteren, textlichen Sinnebene spricht Hito Steyerl das Geräusch zerberstenden Glases als Gewaltakt an, wie er auch vorkommt, um Energie zu gewinnen. Um an die Ressourcen der Erde zu gelangen, kommt es zu Zerstörung, wird Glas zerbrochen. Schließlich wird mit The City of Broken Windows auf den Ort, das gläsern umbaute Geviert des Museums, Bezug genommen, an dem sich gleichsam von einer Sedimentierung zerbrochener Fenster sprechen lässt: die Gegend um den Brühl zählte zu den am dichtesten bebauten Gebieten Leipzigs. 1943 wurden diese Häuserzeilen bei einem Luftangriff zerstört, es folgten Abriss und Nachkriegsbebauung und schließlich, ab 1968, die Neugestaltung als Sachsenplatz, die ihrerseits dem heutigen Stadtbild und damit dem Neubau des MdbK mit seinen Glasfassaden weichen musste, sodass die Geschichte des Ortes von Glas und Glasbruch geprägt ist.