Die Kraft der Melancholie — Alexander Camaro und Seelenverwandte
Melancholie ist ein Gemütszustand, eine Charaktereigenschaft – Depression dagegen eine Krankheit, angesiedelt zwischen Traurigkeit und Träumerei. Sie kommt und geht und ist etwas vom Schöneren im Leben, das kreativ machen kann. Alexander Camaro wurde immer wieder als großer Melancholiker bezeichnet. Im westlichen Nachkriegsstaat verstand man seine gegenständlichen Bilder als interessante Ausnahme der Zwischenkriegsmoderne. Auch innerhalb des kulturpolitischen Bewertungsschemas der Sowjetischen Besatzungszone fiel Camaro durchs Raster. Dennoch erwarb das Kunstmuseum Moritzburg, Halle (Saale) im Jahr 1947 Gemälde von ihm. Durch diese Sammlungspolitik versuchte man, die durch die nationalsozialistischen Säuberungsaktionen verursachten Verluste auszugleichen. Durch den Erwerb von Werken von Alexander Camaro, Horst Strempel, Werner Heldt, Curt Lahs und Karl Hofer entstand eine Stimmung innerhalb der Sammlung, die mit dem Begriff der Melancholie beschrieben werden kann und das Kunstschaffen in der Saalestadt maßgeblich beeinflusste. Dieser besonderen Stimmung geht die Ausstellung nach, indem sie Werke von Camaro Arbeiten ausgewählter Zeitgenossen gegenüberstellt. Dabei sind weder Kategorien der Formalismus-Debatte, Herkunft oder politische Implikationen entscheidend, sondern ein besonderes melancholisches Kolorit einer zwischen Abstraktion und Gegenständlichkeit schwebenden Malerei.